Ein Stück Normalität für Kinder aus der Ukraine

15.06.2022

Sie kommen aus den teilweise zerstörten Städten Nikopol, Charkiw, Nikolajew, Butscha und aus Mariupol –, die Kinder, die mit ihren Müttern oder Verwandten ins Wartau geflüchtet sind. Teilweise verbrachten sie vor ihrer Flucht Tage und Wochen in Kellern oder warteten, bis sichere Fluchtkorridore die Flucht ermöglichte.

Dass einzelne Kinder ohne Deutschkenntnisse mitten im Jahr ins Wartau ziehen, ist nichts Spezielles. In Wartaus Schulstandorten besuchen derzeit Kinder aus über 30 verschiedenen Nationen den Unterricht. Diese Kinder besuchen dann separate Deutschstunden während des normalen Unterrichts und werden für andere Fächer in die Regelklassen integriert. Wer erst im Oberstufenalter ins Wartau zieht und keine Deutschkenntnisse hat, besucht für ein Jahr eine Integrationsklasse in Buchs oder Mels. Dies mit dem Ziel, möglichst schnell Deutsch zu lernen und dann in eine Regelklasse überzutreten.

Dass diese überregionalen Klassen durch die aktuelle Situation in der Ukraine schnell voll sein werden, war absehbar. Während des überregionalen Austausches mit anderen Schulpräsidien war schnell klar, dass es weitere überregional organisierte Integrationsklassen braucht.

Die verkehrstechnisch gute Lage des Obertufenzentrums Seidenbaums und der dort vorhandene Schulraum bot sich für eine Lösung im Wartau an. Die Gemeinden bezahlen pro Schülerin und Schüler ein Schulgeld an die Schule Wartau.

In der Integrationsklasse werden Kinder ab der 
3. Primarklasse bis zur 3. Oberstufe beschult. Sie lernen
jeden Morgen intensiv Deutsch und am Nachmittag Mathe und andere Fächer. Die jüngeren Kinder werden direkt in den Kindergarten und in die 1. und 2. Klasse integriert. Für die ukrainischen Kindern ist speziell, dass sie nebst der Sprache auch unsere Schrift nicht kennen.

Teilweise nehmen die ukrainischen Kinder und Jugendlichen bis Ende Juni noch parallel am Fernunterricht teil, damit sie das Schuljahr in der Ukraine abschlies
sen können und ein ukrainisches Zeugnis erhalten. Ihre Fachlehrpersonen unterrichten teilweise aus Luftschutzkellern oder von irgendwo auf der Flucht.

Rasche Lösung trotz Lehrermangel 
Möglich wurde diese innert zwei Wochen aufgebaute Integrationsklasse, weil die Schule durch einen Aufruf in den Sozialen Medien eine Lehrerin aus der ukrainischen Stadt Krementschuk gefunden hat, die dort seit 20 Jahren Deutsch als Fremdsprache unterrichtet und ebenfalls in die Region geflüchtet ist.

Der Kanton wiederum erleichtert die Anstellung von ukrainischem Lehrpersonal damit, dass er für den Unterricht in Integrationsklassen auf die üblichen EDK-Anerkennungspapiere verzichtet. Ohne diese Anerkennung besteht im Normalfall keine Aussicht auf eine entsprechende Anstellung. Mit dieser Sonderregelung trägt der Kanton nicht zuletzt dem akuten Lehrermangel Rechnung.